Wer seine Schüler:innen zum selbstständigen Lernen ermutigt, ermöglicht es ihnen, ihre eigenen Stärken und Interessen zu entdecken und ihr Lernen aktiv zu gestalten. Es fördert die Eigenverantwortung. Die Schüler:innen können ihren Bildungsprozess selbst in die Hand nehmen. Sie lernen selbst Entscheidungen zu treffen, sich Ziele zu setzen und ihre Fortschritte zu verfolgen.

Weil sich die Welt ständig verändert, müssen Schüler:innen für ihre Zukunft lernen, sich neuen Situationen anzupassen. Wenn sie wissen, wie man selbstständig lernt, können sie Informationen eigenständig recherchieren, Probleme lösen und neue Fähigkeiten selbst erwerben. Statt Informationen lediglich passiv aufzunehmen, werden Schüler:innen dazu ermutigt, aktiv zu denken, Fragen zu stellen und Zusammenhänge herzustellen. Letztlich stärkt selbstständiges Lernen auch das Selbstbewusstsein und die Motivation: Die Schüler:innen erkennen, dass sie in der Lage sind, Herausforderungen zu bewältigen – sie haben Erfolgserlebnisse.

Schüler:innen zum selbstständigen Lernen zu bringen, heißt jedoch nicht, sie einfach sich selbst zu überlassen. Als Lehrkraft solltest du sie an die Hand nehmen, Hilfestellung leisten und sie anleiten. Mit diesen sechs Methoden ermutigst du deine Schüler:innen ihr Lernen selbst in die Hand zu nehmen. 

Ein wichtiger erster Schritt ist es, klare Lernziele festzulegen. Am besten formuliert ihr diese gemeinsam zu Beginn der Unterrichtsstunde. Das gibt den Schüler:innen das Gefühl, an ihrem Lernprozess beteiligt zu sein. Wichtig ist, dass bei der Formulierung des Lernziels klar wird, warum die Schülerin oder der Schüler sich mit einem Thema auseinandersetzen soll. Es hilft, das Lernziel in der Ich-Form zu verfassen. 

Ein Beispiel für ein Lernziel ist: »Ich möchte in dieser Unterrichtsstunde verstehen, wie man bewusst und nachhaltig mit Plastik umgehen kann, indem ich die Auswirkungen von Plastikverschmutzung auf die Umwelt erforsche und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung meines eigenen Plastikkonsums identifiziere.«

Dieses Lernziel erfüllt die Kriterien der sogenannten SMART-Methode: Es ist spezifisch, messbar, erreichbar, relevant und terminiert.

Biete deinen Schüler:innen verschiedene Wege an, um eigenständig zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Eine gute Möglichkeit sind zum Beispiel gemeinsame Projektarbeiten in Gruppen. Gehen wir von dem oben genannten Lernziel, der Reduzierung des eigenen Plastikkonsums aus: 

In einem ersten Schritt recherchieren die Schüler:innen dazu, wie sich die Plastikverschmutzung auf die Umwelt und das Leben von Mensch und Tier auswirkt. Sie sammeln online Informationen über alternative Materialien, Recycling-Verfahren und nachhaltige Lösungen. Anschließend führen sie ein Plastikaudit durch. Das ist eine Bestandsaufnahme des Plastikkonsums an eurer Schule. Identifiziert die Hauptquellen von Plastikabfällen und dokumentiert diese. In einem letzten Schritt geht es darum, Lösungen zu entwickeln. Die Schüler:innen sollen selbst kreative und praktikable Lösungen finden, um Plastikmüll zu vermeiden. Die Ergebnisse könnt ihr auf Plakaten festhalten, die ihr in der Aula ausstellt.

Stelle deinen Schüler:innen verschiedene Quellen zur Verfügung, die sie eigenständig nutzen können. Dazu gehören Bücher, Online-Plattformen oder interaktive Lernmaterialien. Zum Beispiel kannst du ihnen die digitalen Nachschlagewerke von Brockhaus zur Verfügung stellen. Es gibt ein Kinderlexikon für Grundschüler:innen und das Schullexikon für Jugendliche. Darin können deine Schüler:innen in sicherer, werbefreier Umgebung stöbern und finden geprüfte Informationen. 

Zeige deinen Schüler:innen, wie sie die Ressourcen effektiv nutzen können, um ihr Wissen zu erweitern und sich selbst Fragen zu beantworten. 

Deine Schüler:innen brauchen Hilfe dabei, ihre Zeit und ihr Lernen effektiv zu organisieren. Gib ihnen Tipps zur Zeitplanung und erinnere sie während des Lernens immer wieder an die Zeit. Übt gemeinsam, wie man sinnvolle To-Do-Listen erstellt und wie man Aufgaben priorisiert. 

Letzteres könnt ihr zum Beispiel mit einer Eisenhower-Matrix durchführen. Dafür zeichnet man eine Tabelle mit vier Quadranten. Der vertikalen Achse werden die Kriterien »wichtig« und »unwichtig« zugeordnet und der horizontalen Achse werden die Kategorien »dringend« und »nicht dringend« zugeteilt. Dann werden alle Aufgaben der To-Do-Liste entsprechend ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit in die Quadranten sortiert.

Gib deinen Schüler:innen regelmäßig Feedback zu ihrer Arbeit und ermutige sie zur Selbstreflexion. Das Feedback sollte immer konstruktiv sein und Möglichkeiten zur Verbesserung aufzeigen. So gibst du den Kindern oder Jugendlichen die Chance, über ihren eigenen Lernprozess nachzudenken. Sie können so ihre Stärken und Schwächen erkennen und ihr Lernen eigenständig anpassen. 

Du kannst den Schüler:innen auch die Plattform bieten, sich gegenseitig Feedback zu geben. Wenn du zum Beispiel eine wie oben beschriebene Projektarbeit in Gruppen durchgeführt hast, können sich die Gruppen gegenseitig eine Rückmeldung geben. Sie können das selbst erworbene Wissen dabei direkt anwenden – schließlich sind jetzt alle Expertinnen oder Experten auf dem Gebiet.

Sorge dafür, dass der Lernfortschritt deiner Schüler:innen für sie sichtbar wird. Das kann zum Beispiel durch Lernportfolios (eine Sammlung ihrer Arbeiten) oder Lerntagebücher realisiert werden. Indem die Schüler:innen ihren eigenen Fortschritt verfolgen können, entwickeln sie ein Bewusstsein für ihre Leitungen und sind motiviert, weiterhin selbstständig zu lernen.

Auch monatliche Feedbackgespräche mit einzelnen Schüler:innen können diesen Effekt erzielen.